Jüdische Familien in Werlte nicht vergessen

Auf Einladung des Werlter Bürgermeisters Willfried Lübs fand am 9. November auf dem Werlter Marktplatz eine Gedenkfeier am Mahnmal vor dem Rathaus statt. Nachdem der ehemalige Konrektor der Albert-Trautmann-Schule, Joseph Meyer, vor 13 Jahren den Erinnerungsstein zum Gedenken an die Reichspogromnacht 1938 enthüllt hatte, lud der Werlter Bürgermeister nun aus Anlass der 75-jährigen Wiederkehr zu einer kleinen Erinnerungsfeier ein. Die versammelten Werlter Bürger, darunter die Mitglieder des Rates der Gemeinde, erfuhren in den Ausführungen des Bürgermeisters, die er an die Worte Joseph Meyers vor 13 Jahren anlehnte, noch einmal die Einzelheiten über die jüdischen Familien in Werlte und über den Verlauf der Ereignisse vom November 1938.

So sei die jüdische Bevölkerung gut in das kulturelle und wirtschaftliche Leben der Gemeinde integriert gewesen. Dieses gute Verhältnis verschlechterte sich jedoch mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Immer stärker wurde die jüdische Bevölkerung aus dem kulturellen und wirtschaftlichen Mittelpunkt der Gesellschaft verdrängt. Offene Feindseligkeiten und Verfolgungen verschärften sich im Laufe der 1930er Jahre. Die Reichspogromnacht vom 9. November 1938 bildete den traurigen Höhepunkt dieser Entwicklung. Auch in Werlte kam es zu schweren Übergriffen gegen die jüdische Gemeinde.

Anschließend verlasen Schüler der Albert-Trautmann-Schule die Namen der jüdischen Mitbürger, die in der NS-Zeit in Werlte lebten und zu Opfern der menschenverachtenden Ideologie der Nationalsozialisten wurden. Hedwig Beckmann und Henning Müller, Lehrkräfte der ATS Werlte, informierten noch einmal sehr eindrucksvoll über Quellen aus der Zeit. Der berühmte Gestapo-Befehl verdeutlichte den Anwesenden sehr deutlich, mit welcher Verachtung und Brutalität gegen die jüdischen Familien vorgegangen werden sollte.

Im Anschluss entzündeten die Schüler für die jüdischen Opfer der NS-Herrschaft Kerzen, die sie vor den Gedenkstein stellten. Bürgermeister Lübs, der im Namen des Rates der Gemeinde ein Gesteck niederlegte, beendete seine Ausführungen mit mahnenden Worten, dass nur die Aufarbeitung der Geschichte und besonders der dunklen Kapitel eine zufriedenstellende Zukunft ermögliche. Tendenzen, historische Ereignisse zu relativieren, zu verharmlosen oder gar zu vergessen, dürfe es nicht geben.