Ein Beitrag von Bessam Haso

Kursleiter: Raphael Weß


Bei dem Kurs Klettern haben die Kursteilnehmer in der Kletterhalle die Möglichkeit gehabt zu klettern. Sie sind die 12 Meter hohe Kletterwand hochgeklettert. Dabei gibt es verschiedene Schwierigkeitsstufen. In der Außenanlage konnten sie den 18 Meter hohen Kletterbaum besteigen.


In der Kletterhalle kann man nicht nur klettern, sondern man kann dort auch Billard und Kicker spielen. Auf einer Slackline quer durch die Halle kann jeder Besucher sein Gleichgewicht trainieren und seinen Mut auf die Probe stellen. Die Kletterhalle ist für jeden geöffnet. Eine Kinderklettergruppe findet am Donnerstag von 16.30 bis 17.30 Uhr statt.

Wir haben zwei interessante Kletterer befragt und ihr solltet wirklich lesen was sie zu sagen haben. Man hört die Begeisterung heraus und nachdem man die Berichte gelesen hat, möchte man sofort selber loslegen.

 

 

 

     

Kletterer Raphael Weß (Werlte)

Als Mitarbeiter der Kletterhalle Werlte durfte ich den Workshop „Klettern“, im Rahmen der Powerdays für die Schülerinnen und Schüler der ATS, betreuen. Es waren drei sehr spannende Tage für mich. Am meisten habe ich mich über die ausgelassene Stimmung bei der Veranstaltung gefreut. Ganz unter dem Motto „Challenge by Choice“ konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops selbst entscheiden, welche Herausforderungen angenommen werden. Hier zeigte sich insbesondere, dass die Kommunikation und das gegenseitige Vertrauen untereinander zum Überwinden eigener Grenzen beitrugen. Es war mir besonders wichtig, dass alle Teilnehmer durch eigene Erfahrungen dem Sport näher gekommen sind und gestärkt aus dem Workshop heraus gehen. Deshalb ist diese Veranstaltung für mich besonders wiederholenswert.

 

 

Zur Biographie:

Geboren: 1991
Unsportliches Leben bis 2005
Verschiedene Rettungsschwimmabzeichen
Eintritt Tennisabteilung SV Sparta Werlte
Eintritt Kletterabteilung SV Sparta Werlte
Mitarbeiter bei Firma AbenteuerZeit mit Kletterhalle in Werlte
Schulungsteamer Dekanat Emsland Nord
Abitur 2011
Studium Mathematik und Physik
Mitarbeiter Fachbereich Mathematik Universität Münster
Erneut eher unsportliches Leben
2014 Bachelor of Science
Ab 2014 Studium Master of Education

 

 

Wie sind Sie zum Klettern gekommen?

Ich wurde durch Freunde und Bekannte aufs Klettern aufmerksam.

Bezug zu Werlte: Wohnort

Motivation, an den Powerdays teilzunehmen:

Ich wollte jungen Menschen eine der besten Trendsportarten näher bringen.

Lieblingsessen:

Das ist die schwerste Frage im ganzen Interview. Also eine Auswahl: Lahmacun, Kartoffelecken, Pizza und Chickenwings.

Lieblingsmusik:

Indie – Alternative Rock (Bakkushan, etc.)

Wie entspannen Sie sich?

Etwas mit Freunden unternehmen.

Wie powern Sie sich aus?

Natürlich an der Kletterwand mit motivierten Kletterpartnern oder direkt am Felsen.

 

Weitere Informationen zum Klettern in Werlte 

Abenteuerzeit Werlte

Informationen und tolle Bilder zum Klettern in Norddeutschland

Klettern im Norden

 

 


 

Kletterer Carsten Niehaus (OL)

Ich bin 36 Jahre alt, Gymnasiallehrer für Chemie, Biologie und Informatik an einer Kooperativen Gesamtschule (KGS) bei Oldenburg und der Cousin von eurer Lehrerin Frau Eckhardt. Ich komme gebürtig aus der für Bergsport nicht gerade bekannten Flachlandregion Cloppenburg und habe mit Ende 20 das erste Mal geklettert.

Bei Oldenburg gibt es noch den Bunker (Monto Pinnow) bei Sande (südl. von Wilhelmshaven). Da waren wir dann auch oft. Bei Ibbenbühren gibt es die "Dörenter Klippen", ein für norddeutsche Verhältnisse schon fast alpine Region mit gutem Fels (insb. der Felsen "das hockende Weib", großartig). Mittlerweile gibt es in Oldenburg zwei Kletterhallen: Das Oldenbloc (nur Bouldern) und das Up (Boulder und Seilklettern). Perfekt!

Was bedeutet Klettern für Sie?

Zeit für mich! Das heißt: die Arbeit ist für ein paar Stunden kein Thema im Kopf. Das ist bei meinem Job gar nicht so leicht weil ich immer zu Hause was tun müsste. Man hat Zeit mit Freunden und erlebt z.T. extreme Momente (eine sau schwere Route geschafft, heftig gestürzt (danach ist man dann erstmal wach :-) und so weiter.

Wie sind Sie zu Ihrem Sport gekommen?

Ein Kumpel fragte, ob ich an der Uni Oldenburg nicht mal mit ihm Kletten würde: Da gibt es eine 10m hohe Wand für den Uni Sport. Gesagt getan: Hin und angefixt. Sofort einen Kurs beim DAV (Deutscher Alpenverein) gemacht und dann hin und wieder zur Unihalle gefahren.
Das Problem da ist aber, dass die Fläche sehr gering ist (10m hoch, aber nur 10m breit, es können max. 5 Leute gleichzeitig klettern). Daher sind wir dann am Wochenende oft nach Groningen (NL) gefahren, da gibt es eine ganz tolle Kletterhalle!

Wo klettern Sie normalerweise?

Ich habe schonmal eine Monatskarte für das Oldenbloc weil das nur ein paar Kilometer von meinem Haus entfernt ist. Durch die Karte bekomme ich Motivation, auch wirklich 2x die Woche hinzugehen. Am liebsten aber am Fels, nur ist das zeitlich sehr schwierig!

Was war das aufregendste Klettererlebnis für Sie?

Ich war dieses Jahr auf der 'Nonne', einem ca. 30m hohem Felsen in der Sächsischen Schweiz (40min von Dresden entfernt). Da bin ich mit 4 Schülern von mir hochgestiegen. 30m sind *wirklich* hoch und es haben ca. 10 Schüler versucht. Über die Hälfte hat das von Kopf oder von der Technik her nicht geschafft, aber vier eben doch. Und das war schon wirklich klasse: Mit Schülern sowas zu schaffen und etwas (für die meisten) wohl im Leben einmaliges zu erleben. Danach mussten (durften... :-) ) wir uns aus 30m abseilen. Mit dem Rücken an den Abgrund und über die Kante springen.  30m sind circa 4 Häuser übereinander gestapelt, da muss man sich überwinden. Ich bin mir sicher, dass die Schüler das nicht vergessen werden und auch für mich war das ein toller Tag!

Was wäre Ihr großer Kletter-Traum?

Wenn Geld keine Rolle spielt und meine Frau mir eine Woche "Urlaub von zu Hause" geben würde: Ich würde mit zwei Freunden in Österreich oder ähnlichen Ländern eine Mehrtages- und Mehrseillängenroute klettern. Mit Schlafen am Berg und so.

Klettern Ihre Kinder auch schon?

Mein Sohn wird nächste Woche erst 3 Jahre alt, das dauert noch circa 1 Jahr, bis er das anfangen kann. Er war schon oft mit, aber bisher ist das nur spielerisches rumturnen. Meine Tochter Mila ist sechseinhalb Jahre alt. Sie war schon oft mit aber hat etwas Probleme mit der Höhe. Vielleicht, wenn sie ein paar Jahre älter ist.

Wie wichtig ist das Thema „Sichern“ beim Klettern?

Es gibt "bouldern" und "freies Klettern". Ich mache beides.

Bouldern: Macht man alleine, niemand sichert, man klettern immer nur in Absprunghöhe (unter 4m). Daher ist das hier kein Thema.

Beim "freien Klettern" (englisch "Free Climbing") ist man immer gesichert (also am Seil durch einen Hüftgurt gesichert). Derjenige, der klettert, legt im Wortsinne sein Leben in die Hand des Partners. Wenn man stürzt und der Partner hat versagt, kann man ersthafte Verletzungen erleiden. Todesfälle sind selten, kommen aber vor. Es sind fast immer Sicherungsfehler die zum Tode führen, Materialfehler kommen fast nie vor!

Dazu kommt dies: Ich klettere auch "Vorstieg" (englisch "Lead Climbing"). Dabei ist man immer mit seinem Gurt über dem letzten Sicherungspunkt. Da kann man im schlimmsten Falls mehrere Meter fallen, durchaus auch mit Bodenklatscher wenn ein paar Sachen zusammenkommen. Da ist der Sicherer also enorm gefordert, denn er muss nicht nur den Sturz halten sondern sogar dynamisch das Seil maximal verkürzen und nach hinten laufen (um den Fallweg zu verkleinern).

Im Volksmund sagt man "Freeclimbing" wenn man meint, dass der Kletterer nicht gesichert ist. Das heißt aber eigentlich "Free Solo-Klettern" und ist natürlich lebensgefährlich. Ist in Hallen verboten und ich habe es erst einmal gesehen. Ich mache das nicht und würde es als Ehemann und Vater auch nicht machen. Ich habe aus denselben Gründen leider auch meinen Motoradführerschein abgegeben.

Können Sie einige Sicherheitsregeln und das Equipment ein wenig erklären?

Bouldern: Keine Ausrüstung! Man braucht nur Schuhe und Sportklamotten. Man braucht auch keinen Partner.

Seilklettern: Beide tragen einen Hüftgurt. Im "Toprope" (das heißt, dass das Seil schon ganz oben an der Route durch einen Karabiner läuft und der Kletterer immer unter dem höchsten Sicherungspunkt ist) geht dann das Seil vom Kletterer (angebunden mit einem gesteckten Achterknoten) über den höchsten Punkt der Route zum Sicherungsgerät des Sichernden. Ich benutze als Sicherungsgerät ein sogenanntes "ATC" der Marke 'Black Diamond'. Das funktioniert super einfach nur über Seilreibung. Es gibt keine beweglichen Teile, da kann also nichts kaputtgehen. Das war's.

Man braucht also nur Schuhe, 2 Gurte, ein Seil (hängt in Hallen immer schon) und einen Karabiner mit ATC für den Sichernden.

Vorstieg: Selbe Ausrüstung wie im Toprope, nur dass das Seil aktiv mitgeführt wird. Wesentlich riskanter aber die offiziell einzige Form des Sportkletterns (Toprope gibt es bei Wettbewerben gar nicht, da ist nur Vorstieg zugelassen). Aufgrund der Sicherheit aber nichts für Anfänger!

Kosten (Seilklettern):

Gurt: 50 Euro
ATC: 10 Euro
Karabiner: 6-15 Euro pro Stück
Seil: 50 bis 100 Euro, in der Halle aber immer schon vorhanden.

Wenn man nichts hat: Kostet meistens alles zusammen um die 5 Euro Miete für den Tag, man kann es also ein paar Mal probieren bevor man irgendwas kauft.

Kann man mit Fremden klettern gehen, oder ist das zu riskant?

Bouldern: Am liebsten mit ein paar Freunden um über die Routen zu sprechen, Fehler zu sehen und so weiter. Technisch gesehen eine Solosportart.

Toprope/Vorstieg: Man braucht einen Partner. Woher weiß man, ob  der unbekannte Mensch den man gerade in der Hall getroffen hat, auch wirklich weiß, was er macht? Daher ist das so eine Sache. Andererseits sieht man den Leute das schnell an. Wer gut klettern weiß auch, wie man sichert.

Lieblingsessen:

Linsensuppe mit Chorizzowurst ist super lecker.

Lieblingsmusik:

Da bin ich ziemlich querbeet unterwegs. Die letzten drei Alben die ich gekauft haben waren "7" von Paul Kalkbrenner, das aktuelle von Joris und das Unplugged von Revolverhelden.

Wie entspannen Sie sich?

Ich programmiere gerne, zur Zeit überarbeite ich häufiger mal eine sehr komplexe Exceltabelle wo auch Visual Basic Code drin ist. Das macht mir tatsächlich Spaß :-)

Ich versuche auch, hin und wieder die Zeit zu finden und Mikroelektronikprojekte umzusetzen (ich bin ja Informatiklehrer), aktuelle versuche ich einen originellen Geocache mit Elektronik zu bauen.

Und Geocaching ist auch noch eine Sache: Ich finde so zwischen 100 und 200 Caches im Jahr, aktuell habe ich so circa 1000 Caches schon gefunden, davon einige wirklich bemerkenswerte.

Wie powern Sie sich aus?

Abgesehen vom Klettern: Ich fahre jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit, das sind 16km. Da kommen mehrere Tausend Kilometer im Jahr zusammen. Zu mehr reicht die Zeit im Alltag nicht. Und jetzt überredet mal eure Lehrerin, dass sie mit ihrem Mann und mir mal klettert, das hat nämlich noch nie geklappt. :-)