Einen Tag vor ihrem 93sten Geburtstag ist Erna de Vries – Überlebende des Holocaust – zu Gast in der ATS Werlte. Vor etwa 200 Schülern der Klassen 9 und 10 berichtet sie über ihre schrecklichen Erlebnisse während des Nationalsozialismus.

Erna de Vries wird 1923 in Kaiserslautern als Erna Korn geboren. Ihr Vater ist evangelischer Christ, ihre Mutter eine Jüdin. Erzogen wird Erna im jüdischen Glauben. Der Wunsch, Ärztin zu werden, soll ihr verwehrt bleiben. So beginnt sie 1939 eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin in einem Altenheim in Köln. 1941 folgt die Ausbildung zur Krankenschwester. Als sie von der Deportation von Juden erfährt, kehrt sie zurück nach Kaiserslautern, um bei ihrer Mutter zu sein. Der Vater ist bereits 1931 gestorben.

Ihrer Mutter beizustehen, ist immer ihre Herzensangelegenheit. Es zieht sich wie ein roter Faden durch ihre Ausführungen. Im Juli 1943 soll ihre Mutter deportiert werden und Erna begleitet sie ins Gefängnis Saarbrücken. Ende Juli 1943 treffen beide im KZ Auschwitz-Birkenau ein. Die Arbeit dort in der Fischzucht verursacht bei Erna Phlegmone, weshalb sie am 15. September 1943 in den Todesblock 25 verlegt wird. „Ich hatte einen Wunsch, ich wollte die Sonne noch mal sehen……… und ich habe die Sonne gesehen.“ Erna wird von der Hinrichtung verschont, da sie Halbjüdin ist und ins KZ Ravensbrück verlegt wird.  Es gelingt ihr aber noch, sich von ihrer Mutter zu verabschieden, die am 8.November 1943 ermordet wird. Beim Abschied gibt ihre Mutter ihr folgende Worte mit auf den Weg: „ Du wirst überleben und erzählen, was man mit uns gemacht hat.“

1947 heiratet Erna Korn den Juden Josef de Vries und bekommt drei Kinder. Sie leben im Heimatort von Josef de Vries in Lathen, wo Erna de Vries auch nach dem Tod ihres Mannes bleibt. Im Alter erfüllt sie den Wunsch der Mutter, sie berichtet von dem , was den Juden während des Nationalsozialismus widerfahren ist. Diesen Auftrag erfüllt Erna de Vries, als sie die Schüler mit ihren Ausführungen stark beeindruckt. Die zahlreichen Fragen der Schüler, besonders die nach der Häftlingsnummer auf ihrem Arm,  beantwortet Frau de Vries gerne.

Wir danken Erna de Vries, auch im Namen aller Schüler, ganz herzlich für ihr Kommen und wünschen ihr, dass sie noch lange das tun kann, was ihre Mutter ihr aufgetragen hat.